Foto: Barbara Kapusta | Interviewer: Constantin Jacobs
Siluh Records sollte wohl jedem, der sich mit der österreichischen Musikszene befasst oder gerne Musik von lokalen Bands hört, ein Begriff sein. Das seit 2005 bestehende Record Label und seit einigen Jahren auch Plattenstore (Siluh Laden) aus Wien, gegründet von Bernhard Kern ist eines der bekanntesten Labels wenn es um lokale Bands geht.
Bernhard Kern hat sich für uns Zeit genommen und ein paar unserer Fragen beantwortet.
Nailhead Magazine: Hallo Bernhard! Danke, dass du dir die Zeit nimmst einige unserer Fragen zu beantworten! Für alle, die dich nicht kennen sollten, wer bist du und was machst du?
Bernhard: Hallo! Danke für die Einladung.
Mein Name ist Bernhard Kern. Ich betreibe seit 2005 das Wiener Label SILUH RECORDS. Seit paar Jahren betreibe ich mit dem SILUH LADEN (laden.siluh.com) auch noch einen kleinen Plattenshop in der Wallensteinstrasse, gleich beim Donaukanal. Ich war früher auch in einigen Bands an der Gitarre, hab über 100 Shows in Wien veranstaltet, hab Tourneen in ganz Europa gebucht und in diversen Clubs aufgelegt, und auch bezahlte PR-Jobs für größere und kleinere Acts gemacht. Mittlerweile konzentriere ich mich aber auf Label und Management, sowie den Plattenladen.
Nailhead Magazine: Erzähle ein bisschen über die Entstehung von Siluh. Wie bist du dazu gekommen ein Record Label zu gründen?
Bernhard: Ich war vor Siluh Records auch schon sehr aktiv. Hab eben in diversen Bands gespielt und viel aufgelegt. Dazu hab ich um 1999 herum auch einen Online Mailorderversand betrieben. Den sogenannten Microbauchladen, wo ich LPs/CDs und Fanzine aus der deutschsprachigen Indieszene angeboten hab. Das war alles noch sehr abenteuerlich, quasi in die Pionierzeiten des Internets. Ich hab da noch im Hause meiner Eltern stundenlang das Telefon blockiert, weil das Internet ja noch übers Modem über die Telefonleitung lief. Bezahlung funktionierte mit Geldschein ins Kuvert stecken und mir per Post schicken. Das war auch alles noch vor der Euro-Umstellung.
Ich hab dann um 2003 herum beim Ausgehen Robert Stadlober kennen gelernt, der neben seiner Schauspielerei ja seine Indie-Band GARY hatte. Wir waren dann mit unseren Bands gemeinsam auf Tour. Robert ist dann von Hamburg nach Wien gezogen und in einer betrunkenen Nacht haben wir dann einfach beschlossen ein Label zu gründen um Musik, die in unserem Umfeld so passiert zu veröffentlichen. Das war alles noch sehr improvisiert, ohne großen Plan, einfach „Just do it“. Robert ist dann um 2008 herum nach Berlin gezogen und Siluh war dann für einige Zeit auch ein wenig auf Eis. Ich hab dann aber irgendwann durch Support von meinem Freundeskreis beschlossen, das Label quasi auch offiziell anzumelden und zu führen. Also mit Steuernummer, Gewerbeschein und den ganzen Pipapao.
Nailhead Magazine: Du hast mir mal erzählt, dass du früher Bands gebucht und Shows in Niederösterreich veranstaltet hast. Gab es damals schon die Idee oder den weiterführenden Gedanken ein Record Label zu gründen?
Bernhard: Wie schon erwähnt hab ich diesen Mailorder „Microbauchladen“ betrieben, wo ich auch schon Compilation Tapes und eine 7“ meiner Band Jugendstil veröffentlicht hatte. Das war in gewisser Weise natürlich schon „Vorarbeit“, aber unbewusst. Es stand einfach das „Machen“ im Vordergrund, ohne großen Masterplan. Auch in den ersten Jahren von Siluh Records war das ja nie so gedacht, dass das mal ein Full-Time-Job wird.
Foto: laden.siluh.com
Nailhead Magazine: Wie entstand der Name „Siluh Records“ und welche Bedeutung hat er im allgemeinen Sinn, beziehungsweise für dich?
Bernhard: Der Name ist von Robert und mir erfunden und bedeutet jetzt nichts konkretes.
Nailhead Magazine: Arbeitest du hauptsächlich alleine oder gibt es Leute die mit dir im Team arbeiten?
Bernhard: In den Anfangstagen wars gemeinsam mit Robert im Team. Um 2010 herum hatte ich einen Mitarbeiter, der dann aber auch nach Berlin gezogen ist. Im Prinzip arbeite ich schon alleine, aber auch nur mithilfe eines großen Netzwerks an Personen, die über die Jahre hinweg super supportiv sind und waren. Ich glaube ganz alleine ohne Hilfe bzw. Feedback, Inspirationen usw. würd ich es nicht schaffen. Es geht mir ja auch schon in gewisser Weise um kreativen Austausch.
Nailhead Magazine: Wie suchst du Bands/Musiker*innen aus, mit denen du zusammenarbeitest? Welche Kriterien muss eine Band/Musiker*in für dich erfüllen damit du mit ihnen kooperierst?
Bernhard: Das ist eigentlich sehr unterschiedlich. Viele Artists/Bands kannte ich einfach schon länger und sind im erweiterten persönlichen Umfeld. Bei einigen (wenigen) Acts wars wirklich ganz klassisch, dass ich/wir ein Demo erhalten haben und das einfach total begeistert hat. Was die Kriterien sind, kann ich jetzt auch nur schwammig mit den üblichen Floskeln beantworten: Musik die mir gefällt, mit der ich was anfangen kann, Menschen die inspierend sind, Begeisterung für Musik, ….
Nailhead Magazine: Du und eine Band haben sich geeinigt eine Zusammenarbeit zu starten, was sind nun die nächsten Schritte für dich als Label?
Bernhard: Abklären, was die Band eigentlich will. Was sind deren Vorstellungen? Gemeinsam Pläne schmieden. Unterstützen. Ideen ausstauschen. Vernetzen mit anderen Leuten. Schauen, dass sich andere Personen finden die sich genauso begeistern können.
Nailhead Magazine: Warum sollte jemand mit dir und nicht mit der Konkurrenz zusammenarbeiten?
Bernhard: Konkurrenz verspüre ich wirklich sehr sehr selten. Ich glaube, das wirklich wichtige ist, dass es für die Artists passt, sich gut anfühlt. Und wenn das bedeutet, dass eine Kooperation mit anderen Leuten besser ist, dann ist das ja kein Problem sondern wohl auch wirklich besser so. Hauptsache die Ideen lassen sich gut umsetzen und die Musik findet Gehör.
Foto: Barbara Kapusta
Nailhead Magazine: Siluh gibt es jetzt schon seit 2005, was waren die größten Hürden, Rückschläge oder Erfolge im Prozess, von der Entstehung bis zum heutigen Zeitpunkt?
Bernhard: Das ist echt eine große Frage. Herbe Rückschläge könnte ich jetzt nicht verorten. Erfolge dafür sehr viele.
Ein bissi tricky war immer die Zusammenarbeit mit den Vertrieben. Hab da im Laufe der Zeit mit verschiedenen Partner zusammengearbeitet und bin jetzt mit Cargo endlich im Großen und Ganzen sehr happy.
Booking war (und ist) immer noch Knochenarbeit. Umso schöner war und ist es wenn dann Touren wirklich zustandekommen.
Nailhead Magazine: Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich heute geben?
Bernhard: Ich glaub da gibt es schon so einiges, dass mir nachträglich sehr peinlich ist bzw. wo andere Entscheidungen definitv besser gewesen wären. Wahrscheinlich ergäbe das eine lange Liste!
Anderseits ist ja gerade das „nicht-alles-zu-ende“-Denken in den Anfangsjahren ein wichtiger Motor, damit überhaupt mal was passiert.
Nailhead Magazine: Erzähle uns ein bisschen über deine Motivation, was war dein Ansporn all die Jahre?
Bernhard: Die Zusammenarbeit mit inspirierenden Personen würd ich ich jetzt spontan sagen. Seien es jetzt Artists, Booker*innen, Grafiker*innen, Veranstalter*innen etc.
Nailhead Magazine: Welche Richtung wirst du mit Siluh Records in den nächsten Jahren einschlagen? Welche Erfolge möchtest du zukünftig erzielen?
Bernhard: Ich bin jetzt mit dem aktuellen Status Quo ganz happy und es wäre schon ein Erfolg weiterhein kontinierurlich Platten zu veröffentlichen.
Vor kurzem ist mein neuer Online Shop fertig geworden, mit dem ich sehr happy bin und der doch lange gebraucht hat. Als nächste Baustelle steht die Labelseite an, die jetzt auch schon über 10 Jahre alt ist :)
Nailhead Magazine: Danke für das tolle Interview und für deine Zeit!
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