Text: Constantin Jacobs
Foto: @koalkoalson
Mit der Liebe zum Wiener Dialekt, Surf Rock, den Misfits der 1980er, Austropop der 1970er und der Leidenschaft für Vintage Musikequipment erschafft Georg Danzig neue Sounds für seine Musik.
Wer also keine Scheu vor Experimenten und Kombinationen aus "Alt" und "Neu" hat sollte zukünftig die Augen und Ohren offen halten und sich selbst von Georg Danzig überzeugen lassen.
Nailhead Magazine: Dein Künstlername ist Georg Danzig. Was steckt hinter dem Namen?
Georg Danzig: Hmmm also hinter dem Namen steckt einfach die Zusammenführung von zwei Musikern – die ich beide sehr schätze: Georg Danzer und Glenn Danzig.
In weiterer Weise geht es auch darum, zwei verschiedene Musikrichtungen zu verbinden und daraus etwas Neuartiges zu schaffen. Ich mag nämlich sowohl Austropop der ersten Stunde als auch die frühen Misfits. Ich dachte mir einfach, schauen wir mal, was dabei rauskommt …
Nailhead Magazine: Wer oder was hat dich dazu inspiriert, Musik zu machen?
Georg Danzig: Pfau, da gibt es so viel Musik, die ich höre und Künstler die mich inspirieren – zwischendurch habe ich auch wieder Mal aufgehört mit dem Musik machen, bevor es mich dann wieder gereizt hat. Ich würde es mal so formulieren – alles hat irgendwann mal mit 15 begonnen.
Ich habe mir das Gitarrespielen zunächst autodidaktisch selbst beigebracht. Elvis sowie AC/DC und Kiss waren die ersten Bands/Künstler, die ich bewusst gehört habe – auch wenn davon heute nicht mehr viel übrig ist in meiner Musik (*lacht*).
Nailhead Magazine: (Fast) Alle deine Lieder sind in Mundart, was fasziniert dich an dem Wiener Dialekt?
Georg Danzig: Ich mag diese kreative und farbige Kombination in der Wortfindung sowie diese gewisse Gelassenheit mit einem ordentlichen Schuss schwarzem Humor. In welcher Sprache findet man sonst noch so etwas?
Nailhead Magazine: Was findest du in Wien besser als in anderen österreichischen Städten?
Georg Danzig: Diese Offenheit und Vielfalt ist einfach etwas sehr Tolles an Wien, was sich wiederum auch positiv auf die Kreativität auswirkt. Zudem ist Wien eine Stadt mit so viel Morbidität und schlecht gelaunten Menschen, dass man gar nicht anders kann, als düstere Musik mit einem Augenzwinkern zu machen.
Ich habe aber nichts gegen andere Städte – ich finde zum Beispiel auch St. Pölten oder Graz sehr schön – ich kann mir halt derzeit das Leben nur in Wien vorstellen. Außerdem ist mein Lieblings-Fußballverein in Wien daheim.
Nailhead Magazine: Was unterscheidet dich von anderen Mundartmusikern?
Georg Danzig: Ich glaube eigentlich gar nicht so viel. Was bei mir vielleicht etwas anders ist: Ich habe einfach ein sehr breites Spektrum an Einflüssen – von Surf Rock, den Misfits der 1980er bis hin zu Austropop der 1970er. Und darüber hinaus ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.
Ich scheue einfach nicht das Experiment.
Nailhead Magazine: Beschreibe den kreativen Prozess in dem ein neues Lied entsteht.
Georg Danzig: Hmm vieles entsteht bei mir eigentlich ziemlich spontan. Viele Ideen gehen mir vor allem durch den Kopf, wenn ich in der U-Bahn oder Straßenbahn sitze und Zeit habe nachzudenken. Meistens kommen dann auch beim Musizieren mit anderen Freunden fertigere/bessere Lieder zustande.
Textlich fällt mir oft vieles mitten in der Nacht ein – meist gegen 3 oder 4 Uhr früh – da reißt es mich dann aus dem Schlaf. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vermutlich war ich in früherem Leben ein Vampir oder so (*lacht*).
Nailhead Magazine: Worum geht es in deinen Liedern?
Georg Danzig: Um sehr viel Düsteres und Tristesse im Leben. Auch um Fehlschläge oder bestimmte Grundstimmungen. Nicht so ernst gemeinte Morbidität könnte man vielleicht sagen.
Nailhead Magazine: Du hast schon einige Male live gespielt, warum gibt es deine Musik nicht online?
Georg Danzig: Hmm, naja ich habe mit diesem Bandprojekt recht kurz vor Corona-Pandemie begonnen. Zu Beginn habe ich damals gar nicht richtig abschätzen können, was da mit Corona auf uns zukommt und wie ungünstig es eigentlich gerade ist, in dieser Phase ein Bandprojekt zu starten weil Lockdown, keine Gigs, etc.
Ich hatte also noch keine richtig passende Gelegenheit, um mit meiner Band länger im Studio vorbeizuschauen (finanziell und Pandemie-bedingt) – was ich aber demnächst gerne in Angriff nehmen würde.
In dieser etwas unsicheren Zeit habe ich mich dann fürs Erste mal auf’s DJen (Anm.: Schorschi Danzig) verlegt – was mir auch richtig viel Spaß macht und ich auch als Teil meines Gesamtkonzepts sehe. Zudem kenne ich mich leider gar nicht mit Homerecording aus, wo ich aber jetzt gerade einiges dazulerne. Hinzu kamen dann noch zahlreiche private Verpflichtungen von meinen Bandmitgliedern und mir, die zu dieser Verzögerung / Pause beigetragen haben.
Außerdem gefällt es mir, etwas Mystisches rund um Georg Danzig zu bewahren (*lacht*). Musik ist leider zu etwas sehr Inflationärem verkommen in unserer Zeit – es fehlt leider oft das Besondere, finde ich. Nicht, dass ich jetzt etwas besonderes wäre – ganz und gar nicht! Ich bin nur leider etwas perfektionistisch veranlagt – ich möchte Nichts online stellen – von dem ich nicht zu 100 % überzeugt bin oder wo ich dann unzufrieden bin, was die Aufnahmequalität betrifft, usw.
Von dem her heißt es noch etwas warten bitte.
Nailhead Magazine: Hast du Kontakte zur lokalen Wiener Musikszene, sprich bist du mit anderen Künstlern, Bands oder Labels befreundet?
Georg Danzig: Also befreundet und bekannt bin ich schon mit einigen Acts. Viele davon bewundere ich auch sehr. Das sind auch die viel besseren Musiker als ich. Ich würde jetzt zur Wiener Musikszene auch jene aus St. Pölten und Umgebung mal grob hinzurechnen. Ich mag z.B. Salamirecorder sehr – mit dem Felix versteh ich mich wirklich sehr gut und jamme hin und wieder mit ihm. Auch SeeSea Jacobs bin ich sehr verbunden – was mich mit beiden verbindet, ist, dass wir nicht nur musikalisch irgendwo auf einer Welle sind. Wir teilen auch die gemeinsame Vorliebe für Vintage Musik Equipment, was oft mehr kaputt als funktionabel ist – dafür aber den gewissen Sound liefert. Wenn wir uns treffen, rennt sofort der Schmäh und verstehen uns auf eine bestimmte Art und Weise.
Aus Wien schätze ich noch den Tigermike sehr – er hat ein megacooles Horrorpunk Projekt mit The Spauldings am Laufen. Leider habe ich bis dato noch keine Gelegenheit gefunden, mir seine Band mal live anzuhören und das obwohl wir uns einen Proberaum teilen. Er ist ein Spitzentyp, der auch ein sehr guter Gitarrentechniker ist. Mit ihm schaue ich auch gerne Fußball zusammen, wenn es sich ausgeht.
Außerdem hängen meine Freundin und ich öfters zusammen mit den Rumperts ab. Die waren sogar bei meinem Geburtstag da.
Steve Cannonball von Reverend Backflash darf ich natürlich auch nicht vergessen. Wahrscheinlich gibt es noch viele viele mehr, mit denen ich schon etwas erlebt habe – die mir nur jetzt nicht einfallen.
Nailhead Magazine: Du bist Solo Künstler, bist aber des Öfteren schon mit Band aufgetreten. Warum die Unterstützung der Band wenn es alleine auch geht?
Georg Danzig: Die Antwort ist simpel: Es macht die Lieder einfach spannender und wertet alles auf. Außerdem spiele ich einfach gerne mit Leuten zusammen.
Nailhead Magazine: Wie glaubst du würden dich deine Bandkollegen beschreiben?
Georg Danzig: Das ist eine gute Frage. Ich denke, sie würden sagen, er ist ein leiwander aber auch etwas chaotischer Typ. Ich bin nämlich nicht so ein Bandleader Typ.
Nailhead Magazine: Erzähl mir von dem besten Auftritt den du je gespielt hast.
Georg Danzig: Das war auch mein bis dato letzter Auftritt, bevor es dann in den dritten Lockdown ging. Das war im September 2020. Wir haben einen Open Air Auftritt bei einer Wahlveranstaltung der Linkspartei am Floridsdorfer Spitz gespielt. Es ging um die Wien Wahl 2020. Obwohl ich Georg Danzig nicht politisch vereinnahmen will – fand ich es lustig und passend für die Linkspartei einen Gig zu spielen. Außerdem war bei dieser Veranstaltung noch dieser Social Media Satiriker JuanSon involviert. Es war zwar im Vorhinein teils sehr chaotisch aber auch mega lustig. Nicht nur Stimmung beim Publikum war klasse – auch die Stimmung unter uns war super. Das Spielen fiel mir wirklich sehr leicht an diesem Abend – ganz so als ob ich nie etwas Anderes in meinem Leben gemacht hätte.
Nailhead Magazine: Was würdest du tun wenn das Publikum während deines Auftritts negativ reagiert?
Georg Danzig: Ich habe das sogar schon einmal erlebt und ich kann nur sagen, ich habe einfach versucht, den Gig ordentlich fertig zu spielen. Hmm, ich will jetzt keine typische Rockstar-dann-muss-ich-noch-mehr-als-100%-geben-und-tight-spielen-Antwort geben.
Ich neige in solchen Situationen vielleicht dazu, ein bisschen mehr Schmäh zu führen, um von der schlechten Performance der Songs abzulenken. Das habe ich so bei Johnny Cash gehört und fand, es kann einen Auftritt auch noch abrunden und sympathisch machen. Mal sehen, was die Zukunft da so noch bringt.
Nailhead Magazine: Was interessiert dich außerhalb der Musik noch?
Georg Danzig: Ich bin sehr gerne als DJ aktiv. Ich habe ne ziemlich riesige Musiksammlung zu Hause und verbringe viel Zeit mit der Suche nach Vinyls – ich weiß das würde jetzt auch irgendwie unter die Kategorie Musik fallen – auch wenn das vielleicht mehr Musik hören und zusammenstellen als Musik machen ist.
Außerdem bin ich ein großer Fußballfan und gehe regelmäßig ins Stadion bzw. auf den Platz. Ich habe da eine Vorliebe für kaputte Traditionsvereine und ein gewisses Fußballfachwissen, um Dorfvereine, die kein Mensch kennt. Was gibt es da noch?
Wenn ich nicht gerade mit dem Rad fahre, verfolge ich auch sehr gerne unsere skurrile Innenpolitik in Österreich. Mehr möchte ich aber zum Thema österreichische Innenpolitik im Moment lieber nicht sagen (*lacht*).
Nailhead Magazine: Welche musikalischen Pläne hast du für die Zukunft?
Georg Danzig: Ich würde mit Georg Danzig und der zweiten Garnitur gerne ins Studio gehen und noch an meinen Songs weiter feilen, um sie beim nächstem Gig in neuem Gewand zu präsentieren. Ich habe ja auch noch jede Menge Nebenprojekte von Surf Rock bis hin zu meinen DJ-Aktivitäten – auch die möchte ich weiter verfolgen.
Ich finde, es da gar nicht schlimm, dass uns die Pandemie gerade eine Art Pause bzw. Stop aufzwingt – ich mag diese Ruhe und das einfach Mal nix los ist eigentlich sehr. Da kann ich mich auf alles Mögliche mal konzentrieren und diverse Interessen verfolgen. Ich habe mich Gott sei Dank vor der Pandemie sehr sehr ausgetobt.
Nailhead Magazine: Wann und wo war dein letzter Auftritt und wann kann man dich das nächste mal wieder auf der Bühne sehen?
Georg Danzig: Wie erwähnt, liegt dieser leider schon wieder ein Jahr zurück. Seitdem habe ich mich in eine unfreiwillige sowie freiwillige Corona-Pause verabschiedet. Naja, da heißt es wohl, den weiteren Verlauf der Pandemie abzuwarten.
Den nächsten Gig von mir würde ich gerne selbst veranstalten – allerdings hätte ich dann gerne, dass ich mich nicht mehr mit Corona-Auflagen auseinandersetzen muss, um eine Veranstaltung abhalten zu können.
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